HECTOR BERLIOZ
SYMPHONIE FANTASTIQUE
Erklärt nach der 5-4-3-2-1-Methode
Dauer: 50–60 Minuten
Gattung: „Drame musical“ (laut Berlioz‘ eigener Einschätzung)
Entstehungszeit: 1830
Uraufführung: 5. Dezember 1830 (Paris)
Inhaltsverzeichnis
Berlioz‘ Symphonie fantastique in 5 Sätzen
Mit seiner Symphonie fantastique hat der französische Komponist Hector Berlioz den Grundstein für die sogenannte „Programmmusik“ gelegt. Das Werk ist in fünf Sätze gegliedert (analog zu den fünf Akten des klassischen Dramas), in deren Verlauf ein musikalisches Leitmotiv (die „idée fixe“) in verschiedenen Variationen auftritt. Der Innovationsgrad in Berlioz‘ Symphonie fantastique kann kaum hoch genug eingeschätzt werden: Zur Verwendung von (in den 1820er Jahren) neuartigen Instrumentationstechniken, Klangfarben und -kombinationen tritt das komplette Ausschöpfen des klassisch-romantischen Orchesterklangs hinzu. Berlioz‘ Symphonie fantastique beeinflusste damit spätere Komponistengenerationen nachhaltig, insbesondere Richard Wagner und Franz Liszt.
Hinweis: Dieses Werk gehört zu den Top 100 Klassische Musik.
4 Highlights aus Berlioz‘ Symphonie fantastique
Highlight 1: Erstmaliges Erscheinen der idée fixe
Im Zentrum der „Handlung“ von Berlioz‘ Werk steht ein junger Musiker, der einer Frau begegnet, die seinem Schönheitsideal vollkommen entspricht. Die idée fixe ist die musikalische Verkörperung dieser Frau. Wir hören sie zum ersten Mal im ersten Satz:
Highlight 2: Donnergrollen
In der Symphonie fantastique hören wir Klänge, die zum Zeitpunkt der Uraufführung des Werks buchstäblich „unerhört“ waren. Ein Beispiel dafür ist das Ende des dritten Satzes: Die Musik steht hier für eine Szene auf dem Land, wobei in der Ferne Donnergrollen zu hören ist:
Highlight 3: Der Gang zum Richtplatz
Der vierte Satz – überschrieben mit „Gang zum Richtplatz“ – ist der vielleicht berühmteste Satz des Werkes. Die Geliebte erwidert die Zuneigung des jungen Musikers nicht. Dieser nimmt Opium ein und träumt daraufhin, er habe seine Geliebte ermordet und werde dafür zum Richtplatz geführt:
Highlight 4: Eine hexerische Parodie des Dies irae
Das Ende der Symphonie fantastique ist in seiner Bizarrheit kaum zu überbieten. Die Geliebte wird als Hexe dargestellt, gleichzeitig läuten die Totenglocken und eine Parodie des „Dies irae“ aus der katholischen Totenmesse erklingt:
3 Fragen und Antworten zu Berlioz‘ Symphonie fantastique
Frage 1: Was will Berlioz in seiner Symphonie fantastique erzählen?
In Berlioz’ Symphonie fantastique geht es um einen jungen Musiker, der in eine Frau verliebt ist. Im ersten Satz wird die Verliebtheit ausgedrückt. Im zweiten Satz begegnen sich die beiden Personen auf einem Tanzball, die Geliebte beachtet den Musiker jedoch nicht. Im dritten Satz stehen die Zweifel des Musikers im Mittelpunkt. Im vierten Satz träumt der Musiker unter Opium-Einfluss, dass er die Geliebte umgebracht habe und dafür hingerichtet werde. Im fünften Satz wird die Geliebte schließlich als Hexe dargestellt; das Werk endet mit bizarren Zitaten aus der katholischen Totenmesse.
Frage 2: Was ist das Besondere an der Symphonie fantastique?
Berlioz‘ Symphonie fantastique weist vor allem zwei Besonderheiten auf: die Verwendung von Instrumentenkombinationen und Klangfarben, die zur Zeit der Entstehung (1830) völlig neuartig waren, sowie die Verwendung eines musikalischen Leitmotivs (der „idée fixe“), das in verschiedenen Variationen im gesamten Werk auftaucht.
Frage 3: Wie entstand Berlioz‘ Symphonie fantastique?
Berlioz‘ Symphonie fantastique ist autobiografisch geprägt: Im Jahr 1827 verliebte sich Hector Berlioz in die irische Schauspielerin Harriet Smithson, die seine Liebesbriefe jedoch unbeantwortet ließ. Berlioz schrieb sich mit der Symphonie fantastique daraufhin seinen Frust von der Seele. Im Jahr 1830 hörte Smithson die Symphonie fantastique, im Jahr 1833 heiratete sie Berlioz. Die Ehe verlief aber leider unglücklich und wurde nach einigen Jahren geschieden.
2 empfehlenswerte Aufnahmen von Berlioz‘ Symphonie fantastique
Aufnahme 1: hr-Sinfonieorchester, Andrés Orozco-Estrada (Live, 2017)
Die Einspielung des hr-Sinfonieorchesters unter der Leitung von Andrés Orozco-Estrada ist eine der detailreichsten, die ich kenne:
Aufnahme 2: WDR Sinfonieorchester, Semyon Bychkov (Live, 2004)
Die Einspielung des WDR Sinfonieorchesters unter der Leitung von Semyon Bychkov ist zwar schon etwas älter, ihre Spritzigkeit und Energie sind jedoch bemerkenswert:
1 Zitat zu Berlioz‘ Symphonie fantastique
Ziemlich gruseliges Zeug. Und es ist gruselig, weil diese Klänge, die Sie hören, aus der ersten psychedelischen Symphonie der Geschichte stammen, der ersten musikalischen Beschreibung eines Trips, die einhundertdreißig Jahre vor den Beatles geschrieben wurde, und zwar 1830 von dem brillanten französischen Komponisten Hector Berlioz. Er nannte sie Symphonie Fantastique oder "fantastische Symphonie", und fantastisch ist sie in jedem Sinne des Wortes, auch psychedelisch. Und das ist nicht nur meine eigene Idee: Es ist eine Tatsache, denn Berlioz selbst sagt es uns.
Leonard Bernstein
Dieser Beitrag hat einen Kommentar
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Ramon 19/04/2023 Antworten
What are the accidental notes that form part of the Symphony? What other composers were using the fantastique notes?